RAPID Niedersachsen: Pandemieprävention im Fast Track
Foto: HZI | Verena Meier
„Die COVID-19 Pandemie ist noch nicht vorbei und wird auch nicht die letzte Pandemie sein. Durch die zunehmende Globalisierung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Viren aus dem Tierreich ihren Weg zu den Menschen finden und sich in der Bevölkerung ausbreiten. Darauf müssen wir uns schon heute vorbereiten, damit Krankheit und Tod effizient verhindert werden können.
Deshalb unterstütze ich die Initiative RAPID Niedersachsen.“Prof. Dr. Melanie Brinkmann, Virologin und Mitglied im Corona-Expert*innenrat des Landes und der Bundesregierung
Pandemie-Ereignisse werden in immer schnellerer Folge auftreten! Daher ist eine bessere Vorbereitung gegen zukünftig auftretende lebensbedrohliche Viren essenziell. Wissenschaftlich hat Niedersachsen heute bereits weltweit ausgewiesene Fähigkeiten, um pandemischen Bedrohungen effizient zu begegnen. Die herausragende Forschungsstärke Niedersachsens wird durch diverse von Land, Bund und EU geförderte Corona-Projekte belegt. Jedoch hat die aktuelle COVID-19-Pandemie auch gezeigt, dass die im Land vorhandenen Kompetenzen vor allem im Kontext von Translationsprojekten noch nicht optimal genutzt werden. Insbesondere im Bereich der Arzneimittelentwicklung fehlt eine intensive Vernetzung von niedersächsischen Akteur*innen, um innovative Konzepte in zielgerichtetem Fast-Tracking umsetzen zu können.
Mit der Initiative „Response Against Pandemic Infectious Diseases (RAPID) Niedersachsen“ kann eine Etablierung dieses Fast-Track-Ansatzes gelingen. Erster essenzieller Baustein des Vorhabens ist ein starkes, interdisziplinäres Netzwerk aller regionaler Schlüsselakteur*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Versorgung und öffentlicher Hand. Ein solches, bereits vor der nächsten Pandemie etabliertes, schlagkräftig organisiertes Netzwerk ermöglicht es, die Translation der in Niedersachsen vorhandenen exzellenten Forschung und Entwicklung zu optimieren, um unter anderem Innovationen für die Pandemieprävention/-reaktion und Arzneimittelentwicklung allgemein zu schaffen. Zahlreiche Erfahrungen aus der Corona-Pandemie wie auch aus vielen Jahren der Translation im Life Science Bereich verdeutlichten, dass vor allem in administrativen und prozessualen Rahmenbedingungen ein deutlicher Optimierungsbedarf und Möglichkeiten zur Beschleunigung bestehen. Ziel von RAPID Niedersachsen ist die Verbesserung dieser Begleitprozesse und die Beseitigung organisatorischer Engpässe. Der Standort Niedersachsen soll so als besonderes Kompetenzzentrum für die multidisziplinäre Arbeit in der Pandemieprävention etabliert werden.
Wenn Sie wissenschaftlich oder im Bereich der damit verbundenen Infrastrukturen in Niedersachsen an der Bekämpfung von Pandemien beitragen können, zögern Sie bitte nicht uns zu kontaktieren!
Bild: Tanja Föhr
Gemeinsam für eine effizientere Pandemiebekämpfung
Erstmalig fand im Rahmen der „Pandemiepräventionskampagnen (PaPräKa)“ am 17. Mai 2022 ein Workshop zum Thema RAPID Niedersachsen in Hannover statt. Beteiligt waren zahlreiche Stakeholder aus niedersächsischen Universitäten, Forschungseinrichtungen, Behörden und Pharmaindustrie, sowie aus dem niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und dem niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Nach spannenden Impulsvorträgen von Prof. Dr. Stefan Dübel (TU Braunschweig), Prof. Dr. Melanie Brinkmann (TU Braunschweig) und Prof. Dr. Nils Hoppe (Leibniz Universität Hannover) wurden gemeinsam kritische Engstellen in der Medikamentenentwicklung gegen Pandemieviren identifiziert. Zur Lösung der identifizierten Probleme wurde zudem über pragmatische Handlungsvorschläge diskutiert.
Optimierung administrativer Rahmenbedingungen
Um für kommende pandemische Gefährdungslagen besser gewappnet zu sein, müssen neben der bereits bestehenden wissenschaftlichen Exzellenz insbesondere nichtwissenschaftliche Rahmenbedingungen optimiert werden. Für eine im Krisenfall auf Fast-Tracking angelegte Medikamentenentwicklung wurden u.a. folgende kritische Engstellen identifiziert:
- lange Bearbeitungszeiten bei Ethikanträgen für prä-klinische Studien,
- juristische Formalitäten (Material Transfer Agreements, Geheimhaltungsabkommen etc.),
- komplizierter IP-Transfer und langwierige Lizenzierungsverhandlungen,
- langsame Bewilligungsprozesse,
- Doppelarbeit aufgrund unkoordinierter Kommunikation zwischen den Stakeholdern,
- unzureichender Wissenstransfer,
- langsame Freigabe von Ressourcen
- und unzureichende Integration bereits vorhandener Infrastruktur.
Die Kosten für die Beseitigung dieser organisatorischen Engpässe wären marginal im Vergleich zu den Kosten der Corona-Pandemie. Gleiches gilt für den Aufbau einer interdisziplinären, langfristig angelegten sowie kontinuierlich gepflegten Kooperationsstruktur mit flexiblen und robusten Rahmenbedingungen. Basierend auf den Konzepten und Vorarbeiten von RAPID Niedersachsen im Kontext von Vernetzung und Wissenstransfer sowie den gemeinsam mit allen Stakeholdern auszuarbeitenden Handlungsempfehlungen sollen auch Impulse zur Initiierung von Maßnahmen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene gesetzt werden.
Pandemieprävention mit Mehrwert
Die Erkenntnisse und vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung der Reaktion auf Pandemien sind zudem auch in anderen Gebieten nützlich: so werden z.B. Hightech-Ausgründungen in allen Forschungsfeldern erleichtert, international kompetitive Forschungsprojekte in allen Bereichen der biomedizinischen Forschung an niedersächsischen Universitäten beschleunigt und auch im Bereich außerhalb der Medikamentenentwicklung zur Verbesserung der Bewältigung pandemischer Katastrophensituationen beigetragen.
Hintergrund
RAPID Niedersachsen ist eine Initiative des Life Science-Startup-Boards Niedersachsen das mit führenden Life Science-Startup Gründungspersönlichkeiten aus der Wissenschaft in Niedersachsen besetzt ist.
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