Das Land Niedersachsen fördert seine Gründungskultur – mit Investitionen in drei regionale Wachstumsfonds. Um dadurch möglichst vielen Startups finanzielle Starthilfe bieten zu können, decken die Fonds nicht nur eine Vielzahl an Branchen ab, sondern unterstützen die jungen Unternehmen auch in unterschiedlichen Phasen ihrer Existenz. Aber was genau bieten euch Scalehouse, Life Science Valley und Invest Impuls Scale? Und viel wichtiger: Wie könnt ihr davon profitieren? Wir von startup.niedersachsen haben die Fonds für euch unter die Lupe genommen.

Scalehouse Capital Venture

Osnabrück hat viel zu bieten. Neben einem historischen Rathaus, einem mittelalterlichen Dom, einer lebendige Altstadt und vielen Studierenden hat sich die Stadt auch zu einem Startup-Hotspot entwickelt. Zur Förderung gibt es seit 2022 den Wachstumsfonds „Scalehouse Capital“.

Scalehouse Capital gehört zu den drei großen Wachstumsfonds in Niedersachsen und ist ansässig in Osnabrück. Aktuelle Größe: 21,5 Millionen Euro – steigend in Richtung 26 Millionen. Unter den Investor*innen sind das Land Niedersachen, die Sparkasse Osnabrück sowie rund 20 regionale Familienunternehmen. Gemeinsam mit ihnen hat sich Scalehouse das Ziel gesetzt, „das Geld in möglichst aussichtsreiche Startups zu investieren“, erklärt Co-Founder und Managing-Partner von Scalehouse Capital Jesse Jeng.

„Aussichtsreich“ bedeutet dabei vor allem eins: großes Wachstumspotenzial. „In den ersten Jahren sollte ein starkes Umsatzwachstum erreicht werden. Jedoch geht es auch darum, dass das Startup das Potential besitzt, möglichst schnell wirtschaftlich profitabel zu werden“, so Jesse Jeng.

Neben dem Geld, das die Startups zur Finanzierung von unterschiedlichen Möglichkeiten erhalten, bietet Scalehouse zusätzlich sein gesamtes Business-Netzwerk an. Außerdem: Wissensvermittlung, Technologieunterstützung und erste Kund*innen. „Unsere Unternehmen können mit deutlich mehr als nur Geld rechnen“, sagt Jesse Jeng.

Die Phase: Scalehouse schaut auf die Früh-Phase. Das bedeutet: Es gibt bereits ein Produkt oder eine Dienstleistung, die auch gut angenommen und verkauft wird, sich also in der Marktreife befindet. Ganz einfach: Man möchte Erfolge sehen.

Die Branche: Grundsätzlich ist die Branche nicht entscheidend. Allerdings fokussiert sich Scalehouse größtenteils auf die Bereiche Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft, Bauindustrie, Automobilwirtschaft, Kosmetik, Maschinenbau, Banking. Direkt ausgeschlossen wird allerdings niemand.

Der Standort: Das Startup muss in Deutschland angesiedelt sein, gerne auch direkt in Niedersachsen, schließlich hat das Land rund 10 Millionen Euro in den Fonds investiert. Dennoch ist die Grundvoraussetzung, dass sich das „Unternehmen mit allen anderen Unternehmen in Deutschland messen können muss. Wir wollen in das beste Unternehmen investieren, egal, woher es kommt“, so Jesse Jeng.

Das ist gar nicht so schwer. Scalehouse Capital Venture findet man im Internet und auf Social Media. Jesse Jeng ist in puncto Kontaktaufnahme flexibel: „Man kann mich bei LinkedIn anschreiben oder einfach per E-Mail.“ Ansonsten besteht die Möglichkeit, Scalehouse über die Homepage direkt zu kontaktieren, oder sich beim Startup Accelerator anzumelden und darüber gefunden zu werden.

Und wer nicht selbst gerne den ersten Schritt macht, bleibt auch nicht außen vor. Scalehouse ist bei (Pitch-)Veranstaltungen oder online aktiv auf der Suche nach passenden Unternehmen. „Man muss Werbung für sich machen, auf Social Media, LinkedIn, usw. aktiv sein und zeigen, dass man ein interessantes Startup ist.“

Life Science Valley Wachstumsfonds

Mit ihrem einzigartigen Ökosystem aus Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten ist die Stadt Göttingen international bekannt. Einen besonderen Schwerpunkt bildet in diesem Zusammenhang der Bereich Life Sciences. Der Begriff wird meist übersetzt mit „Lebenswissenschaften“ und umfasst Domänen wie Medizin, Biologie, Chemie, Pharmazie und Ernährungswissenschaft. Göttingen gilt inzwischen als Zentrum für junge Life-Science-Unternehmen. Um diese bestmöglich zu fördern, wurde nun der „Life Science Valley Wachstumsfonds“ gegründet.

Der Life Science Valley Fonds ist der Dritte im Bunde der niedersächsischen Wachstumsfonds. Er wurde im Januar 2023 ins Leben gerufen und soll junge regionale Unternehmen aus dem Bereich der Life Sciences fördern. Der Wachstumsfonds ist dem Life Science Valley angegliedert, einem Zusammenschluss regionaler Akteur*innen aus Wissenschaft, Universität und Industrie.

Dr. Martha Smets ist Investment Managerin der Life Science Valley Ventures Management GmbH. Sie hat den Wachstumsfonds mit aufgebaut und kümmert sich jetzt um die operative Abwicklung. Für sie ist klar: um vielversprechende Ideen in erfolgreiche Unternehmen zu verwandeln, braucht es gerade in den Lebenswissenschaften viel Kapital. „Es ist typisch, dass Gründungen in den Life Sciences lange Entwicklungszeiten und hohen Investitionsbedarf haben. Hier können wir jetzt gezielt Unterstützung bieten. Der Life Science Valley Fonds ist deshalb eine riesige Chance für Startups.“

Der Fonds verfügt aktuell über rund 12 Millionen Euro Risikokapital, soll jedoch noch weiterwachsen. Ziel ist, ihn mithilfe weiterer Investoren auf bis zu 20 Millionen Euro zu erweitern. Derzeit am Fonds beteiligt sind das Land Niedersachsen über die NBank (mit 6 Millionen Euro), die Sartorius AG sowie Universitätsmedizin Göttingen (ebenfalls mit insgesamt 6 Millionen Euro).

Die Phase: Der Life Science Valley Fonds ist für junge Unternehmen in der frühen Wachstumsphase gedacht. „Ein vollständig ausgearbeiteter Business Plan ist zum Beispiel keine Pflicht, jedoch sollte das Gründungsteam über ein Pitchdeck verfügen, das Themen abbildet wie den Markt, die Value Proposition, Umsetzbarkeit (klar definierter Entwicklungspfad bis zur Marktreife) und Finanzierbarkeit des weiteren Entwicklungsverlaufs des Projektes. Wichtig ist vor allem, dass ihre Idee, ihr Projekt nachweislich ein bestehendes Problem löst“, erklärt Frau Smets.

Die Branche: Der Wachstumsfonds richtet sich an wissenschaftlich geprägte Startups aus dem Bereich Life Sciences, etwa mit dem Schwerpunkt Biotechnologie, Medizintechnik, digitale Gesundheit oder Datenwissenschaft. Frau Smets ergänzt: „Der inhaltliche Fokus ist tatsächlich nicht sehr eng gefasst – unser Ziel ist und bleibt, innovative und vielversprechende Startups aus dem Bereich Life Sciences zu unterstützen.“

Der Standort: Der Life Science Valley Fonds ist eng mit der Göttinger Startup-Szene verbunden und soll die Entwicklung der Universitätsstadt zum Life-Science-Hotspot beschleunigen. Dennoch hat der Wachstumsfonds Startups aus ganz Niedersachsen im Fokus und dient als regionaler Innovationstreiber.

„Am schnellsten geht es über das Kontaktformular auf unserer Life Science Valley Wachstumsfonds-Website“, sagt Frau Smets. „Einfach eine kurze Nachricht schicken, ich melde mich dann schnellstmöglich zurück, damit wir das weitere Vorgehen besprechen können.“ Dabei klärt sich auch, welche Unterlagen notwendig sind und ob beispielsweise ein kurzer Pitch sinnvoll ist.

Invest-Impuls Scale

In der deutschen Startup-Szene ist Niedersachsen längst keine unbekannte Größe mehr. Logisch, dass sich das Bundesland in Sachen Unternehmensfinanzierung deshalb einiges einfallen lässt. Zum Beispiel „Invest-Impuls Scale“, einen der drei großen regionalen Wachstumsfonds.

Invest-Impuls Scale reiht sich neben Scalehouse und Life Science Valley in die Liste der drei Wachstumsfonds aus Niedersachsen ein. In Hannover initiiert, ist der Fonds für Startups ein leistungsstarker Finanzierungspartner – aus Niedersachsen für Niedersachsen. Ansprechpartner für Invest-Impuls Scale ist EnjoyVenture, Fondsmanager und Rundum-Experte für Startups. Mit dem Wachstumsfonds geht ein weiterer Baustein an den Start, das Startup-Ökosystem in und für Niedersachsen weiter auszubauen.

Dafür ist Invest-Impuls Scale bereits heute gut gewappnet. Aktuelles Kapital: 25 Millionen Euro. „Das wollen wir aber noch weiter ausbauen“, so Alexander Gebler, Venture Partner beim Invest-Impuls Scale. „Im Laufe des Jahres sollen bis zu 15 Millionen Euro dazukommen. Wir sind dazu bereits mit einigen Unternehmen im Gespräch, freuen uns aber immer über weitere Kapitalgeber.“

Die Branche: Die spielt beim Invest-Impuls Scale keine Rolle. Zwar liegt der Fokus auf hochskalierenden technologischen Geschäftsmodellen. Aber: „Technologiebasiert ist bei uns ein weiter Begriff. Es kann beispielsweise um Hardware gehen, eine neue Materialentwicklung oder auch um rein digitale Geschäftsmodelle“, so Gebler. „Allerdings stehen weder Unternehmen mit zu langen Entwicklungsphasen (z.B. Kernbereiche der Biotechnologie) noch Nischenmärkte im Fokus. Es muss viel Wachstumspotenzial erkennbar sein.“

Die Phase: Invest-Impuls Scale richtet sich an junge Unternehmen in der Wachstumsphase (neudeutsch auch Growth oder Scale). Hier dreht sich alles um schnelles, kontinuierliches Wachstum: Das Geschäft expandiert, die Umsätze steigen. Durch die zunehmende Marktdurchdringung steigt aber auch der Kapitalbedarf.

Der Standort: Invest-Impuls Scale investiert ausschließlich Startups aus Deutschland. „Auch wenn der Fonds bundesweit investieren darf, ist das Kern-Anlagegebiet Niedersachsen“, sagt Gebler.

Alexander Gebler war es wichtig, die Kontaktaufnahme so unkompliziert wie möglich zu machen: „Einfach ein Pitchdeck per Mail oder über die relevanten Plattformen einreichen – wir melden uns zurück, versprochen.“ Und auch Invest-Impuls Scale hält selbst nach passenden Unternehmen Ausschau. „Auf den einschlägigen Netzwerk-Veranstaltungen sind wir vertreten; da kann es gut mal einen Match geben“.

Wenn die Rahmenbedingungen passen, geht es ans Eingemachte. Um zu sehen, ob Startup und Fonds zusammenpassen, schaut das Fondsmanagement von Invest-Impuls Scale schon etwas genauer hin: Wie sieht das Geschäftsmodell aus? Wie entwickeln sich Märkte? Wie passt das Team dazu? Und letztlich: was sagt das Investment Committee? Einmal an Bord sind der Fonds und das Fondsmanagement dann ein wertvoller Partner für die Zukunft.

Der gesamte Prozess kann zwischen drei und sechs Monaten dauern. Aber: „Invest-Impuls Scale ist ein kleiner Laden mit kurzen Entscheidungswegen. Wohin die Reise geht, weiß man in der Regel sehr schnell.“