Was für ein Erfolg: Im Finale des Schulwettbewerbs DigitalSTARTer 2022 haben es zwei Teams des Ratsgymnasiums Osnabrück ins Finale geschafft. ReadMyVoice hat den ersten Platz erreicht. „Unglaublich, was sie auf die Bühne gebracht haben“, findet Samir Roshandel, Themenmanager für Entrepreneurship Education bei startup.niedersachsen. 20 Schulteams waren insgesamt beim ersten DigitalSTARTer mit ihren Ideen dabei. Unter Berücksichtigung des Crowdvotings hat eine Jury fünf Final-Teams zur Ideen-Expo 2022 eingeladen. Die ReadMyVoice App des Ratsgymnasiums überzeugte dabei am meisten. Wir sprachen mit der zuständigen Lehrerin Sylvia Janßen, die als Coach das Projekt initiierte und leitete über das Projekt und die Wichtigkeit von Entrepreneurship Education an Schulen.

Wie fühlt es sich an, den Wettbewerb „DigitalSTARTer“ gewonnen zu haben?

Sylvia Janßen: Es ist mit ganz viel Wehmut für mich verbunden. Ich erkrankte vor dem Finale auf der IdeenExpo an Corona und musste auf die Schnelle organisieren, dass die Schüler*innen alleine von Osnabrück nach Hannover kommen. Da die meisten schon in der 11. Klasse waren, klappte das gut. Als die Ergebnisse kamen, war ich wirklich stolz – es fühlte sich gut und richtig an.

Ihre Schule scheint stark in Entrepreneurship Education involviert zu sein, warum finden Sie das so wichtig?

Sylvia Janßen: Da muss ich Bezug auf meine eigene Vita nehmen. Ich bin seit 14 Jahren Gymnasialschullehrerin für Geschichte und Erdkunde und war davor in der Wirtschaft tätig. Ich habe 14 Jahre in einem großen Konzern gearbeitet und war danach als selbstständige Unternehmerin tätig. Ich habe selbst die Entrepreneurship Teacherausbildung bei NFTE (Network for Teaching Entrepreneurship) absolviert, mir didaktisches Wissen angeeignet, um die Persönlichkeit von Jugendlichen besser fördern zu können. Dabei kann ich auf meine Erfahrungen aus meiner Zeit in der freien Wirtschaft zurückgreifen. Selbstständigkeit ist mit hoher Risikobereitschaft und anderen Herausforderungen verbunden. Es ist daher gut, Lehrende an Schulen zu haben, die wissen, um was es dabei geht und die beide Seiten kennen. Das trägt zum Erfolg bei. Ungeschulte Lehrende tun sich beim Thema Entrepreneurship schwer, mir fällt es aufgrund meiner Vorgeschichte leicht.

Themenmanager Samir Roshandel hatte die Schulleitung des Ratsgymnasiums Osnabrück auf die Chancen und Möglichkeiten des DigitalSTARTer aufmerksam gemacht. Wie kam der Wettbewerb bei den Schüler*innen an?

Sylvia Janßen: Sie hatten Lust darauf, sich mit anderen Schulen und Schüler*innen zu messen. Der Wettbewerbsgedanke motivierte sie. Besonders das Crowdvoting im Rahmen vom DigitalSTARTer kam an. Die Schüler*innen verfolgten unermüdlich die Abstimmung und nutzten jede Gelegenheit, sich mit ihrem Projekt an die Spitze des Votings zu setzen. Dafür aktivierten sie ihre persönlichen Netzwerke: Mitschüler*innen, Lehrer*innen, Eltern, Vereine. Mit dem Inhalt des Projekts hatte das kaum etwas zu tun, aber es schulte die Fähigkeiten und Fertigkeiten, sich zu vernetzen und durchzusetzen.

Welche Kompetenzen werden noch vermittelt?

Sylvia Janßen: Die Kompetenzen, die im Rahmen von Entrepreneurship Education vermittelt werden und die auch beim Wettbewerb „DigitalSTARTer“ zählen, sind Durchhaltevermögen, Selbstsicherheit, Selbstbewusstsein, Eigeninitiative und Risikobereitschaft. Dazu kommen die Tugenden Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Freundlichkeit und Höflichkeit, wobei mich auch viele Eltern sehr gerne unterstützen.

Solch ein Wettbewerbs-Event auf Landesebene eignet sich ihrer Meinung nach sehr gut, um Schüler*innen an das Thema Startup-Gründung und Unternehmertum heranzuführen. Warum glauben Sie nicht, dass es sinnvoll ist, diese Themen in den Lehrplan eines reinen Gymnasiums zu integrieren?

Sylvia Janßen: Auf freiwilliger Basis lässt sich mehr erreichen als im Unterricht integriert Begeisterung für Entrepreneurship zu erzwingen. Außerdem fehlt oft die Qualität der Lehrenden dafür. Von den Schüler*innen ist viel Eigeninitiative gefragt, die sie in freiwilligen Projekten und Arbeitsgruppen einbringen können. Im Unterricht nehme ich zudem die Rolle der Lehrerin wahr, bei der Projektarbeit zu DigitalSTARTer war ich jedoch der Coach – ein Unterschied. Ich verteile keine Aufgaben wie im Unterricht, sondern erfülle beratende Funktion.

Sie erzählten uns, wie gut das funktioniert hat und wie wichtig es besonders für jüngere, noch unerfahrene Schüler*innen ist, sich dem Thema zu nähern. Gibt es bestimmte Voraussetzungen, die die Teilnehmenden mitbringen sollten?

Sylvia Janßen: Erfolgreich werden die sein, welche die oben skizzierten Eigenschaften besitzen und schon Erfahrungen und Erfolge gesammelt haben.

Was ist die Idee der ReadMyVoice App?

Sylvia Janßen: Die Idee der ReadMyVoice App ist es, Menschen zu ermöglichen, sich mit gehörlosen Menschen zu unterhalten, indem die App Gebärdensprache übersetzt. Die Schüler*innen haben eine Schule für Gehörlose besucht, sich ein Bild gemacht und den Bedarf ermittelt. Die Gehörlosen signalisierten, dass solch eine App gut helfen könnte. Die drei Jung-Entrepreneure suchen jetzt einen finanzstarken Partner mit Know-how, der ihnen bei der Realisierung des Projekts behilflich sein kann. Dafür gibt es schon konkrete Ideen, welche Institutionen sie ansprechen wollen.

Hat schon mal einer der Teilnehmenden gesagt „Danke, dass Sie das mit uns gemacht haben, das hat mich richtig weitergebracht?

Sylvia Janßen: Ja, sonst wäre ich nicht mehr so motiviert dabei. Von Eltern wie Schüler*innen bekomme ich ein Dankeschön. Sie haben die eben von mir aufgezählten Tugenden verinnerlicht und wissen, wann und wo sie angebracht sind. Solche Siege wie beim DigitalSTARTer sind ein Motivationsschub und Bestätigung zugleich.

Welchen Tipp geben Sie abschließend Schüler*innen gerne mit auf den Weg?

Sylvia Janßen: Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.

Danke für das Gespräch!

Mehr Informationen zum Schulwettbewerb DigitalSTARTer, dem digitalen Gründungswettbewerb für Schüler*innen der Klassenstufen 8 bis 13 in Niedersachsen, gibt es auf der Website. Ansprechpartner ist Samir Roshandel, Themenmanager Entrepreneurship Education und Social Innovation. „Bringt eure Ideen zum Fliegen“, motiviert er.