Unsexy ausgedrückt: Das Osnabrücker Startup noxt! engineering erstellt Gutachten zur Genehmigung von Windparks. Schon attraktiver klingt, dass das Team dafür und zur effizienten Steuerung von Windparks eine eigene künstliche Intelligenz entwickelt hat. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Ausschließlich mit Eigenkapital. Doch von vorne:

 

Eine Nische mit Potenzial für die Selbstständigkeit

Dr. Phil Patock und sein Freund Christoph Lehmann kennen sich bereits seit der fünften Klasse. Schon immer träumten sie davon, sich selbstständig zu machen. Womit genau, war zunächst unklar. So ging anfangs jeder seinen beruflichen Weg. Phil wurde Betriebswirt, Christoph arbeitete als Ingenieur. Doch der Gedanke, ein eigenes Startup zu gründen, ließ sie nicht los. Immer mehr kristallisierte sich aus strategischen Gründen die Energiebranche als passende Nische heraus. „Windkraft bietet ein enormes Potenzial in Zeiten des Klimawandels und der Energiewende. Während einer einzigen Umdrehung produziert ein Windrad immerhin so viel Energie, dass ein Elektroauto damit von Osnabrück bis nach Brüssel fahren kann“, erklärt Phil. Doch die Crux: Dieses Potenzial wird aktuell noch nicht voll ausgeschöpft.

Denn Wind gibt es hierzulande zwar jede Menge – als Flächenland und mit seinen Küstenregionen ist Niedersachsen prädestiniert für eine steife Brise. Eigentlich ein Schlaraffenland für Windparkbetreiber. Aber es gibt Restriktionen zur Nutzung von Windkraftanlagen, immerhin sind sie nicht komplett geräuschlos und werfen Schatten. Um Anwohner also vor Lärm und dergleichen zu schützen, gibt es vor allem für den Nachtbetrieb rechtliche Einschränkungen. Damit Windparkbetreiber ihre Anlagen dennoch so effizient wie möglich bauen und betreiben können, braucht es ein ausgeklügeltes System. Und genau hier witterte noxt! engineering seine Chance.

 

Startup über Nacht

Christoph und ich haben uns zusammen mit unserem Mitgründer Timm regelmäßig nach der Arbeit zusammengesetzt und überlegt, wie Windparks gleichzeitig einen maximalen Ertrag erzielen können und dennoch alle rechtlichen Vorschriften einhalten“, erzählt Phil. „So haben wir nachts unsere eigene KI entwickelt. Diese KI kann für jeden Windpark und jede Wetterlage ganz automatisch Prognosen hinsichtlich Schallemissionen und Schattenwurf abgeben und die Windräder entsprechend steuern.“ Auch Planern spielt die KI-basierte automatische Berechnung in die Karten, da sie mit ihr wesentlich schneller die für die Genehmigung von Windparks erforderlichen Gutachten erhalten.

Die KI war für Phil und Christoph schließlich der Beginn ihrer Selbstständigkeit. Das Besondere daran: Die Gründung ihres Startups noxt! engineering haben die beiden komplett ohne Investoren oder sonstige finanzielle Förderung gestemmt. „Klar, das war anfangs eine lange Durststrecke. Wir haben uns selbst kaum Gehalt ausgezahlt. Aber wir waren hochmotiviert und wussten, dass sich unser Einsatz am Ende auszahlen wird“, sagt Phil. Und er sollte Recht behalten. Inzwischen ist das Team auf 15 Personen gewachsen. Allein im Jahr 2023 hat das Startup mehr als 50 Windparkprojekte erfolgreich begleitet. Seit Dezember 2023 dürfen sich die Gründer offiziell Gewinner des DurchSTARTer-Wettbewerbs des Landes Niedersachsen in der Kategorie Newcomer/Scale-up nennen. Und auch für 2024 gibt es bereits große Pläne. Eine Cloud-Lösung steht nun auf der Agenda der Entwickler im Team, mit der die Kunden von noxt! engineering noch schneller und selbstständiger alle ihre Daten speichern, berechnen und steuern können. Die großen Pläne begründet Phil mit einem Augenzwinkern: „Was nicht wächst, geht ein.“