Noch größer, noch stärker, noch weiblicher: So soll die Startup-Szene in Niedersachsen zukünftig aussehen. Das haben das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium nun in ihrer neuen Startup-Strategie festgelegt – und diese während einer Pressekonferenz Ende Oktober im Hannoveraner Hafven vorgestellt.

Niedersachsen: einer der attraktivsten Startup-Standorte Deutschlands

Viele Maßnahmen und Projekte zur Förderung von Startups funktionieren in unserem Bundesland bereits gut, erzählt Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. Als Beispiel nennt er das Förderprogramm NSeed, das Gründungsstipendium oder die Initiative startup.niedersachsen. Darauf möchte die Landesregierung nun aufbauen und einen neuen qualitativen Weg der Förderung einschlagen. Der stellt vor allem die Finanzierung und die Rahmenbedingungen von Gründungen in den Fokus und soll langfristig dazu führen, die im Bundesland gegründeten Unternehmen auch dort zu halten. „Niedersachsen soll einer der attraktivsten Startup-Standorte Deutschlands werden“, benennt Althusmann das übergeordnete Ziel.

Ein Aktionsplan mit elf Handlungsfeldern

Die neue Strategie basiert deshalb auf einem Aktionsplan mit insgesamt elf Handlungsfeldern:

  • Unternehmerisches Denken und Handeln in der Bildungslandschaft stärken
  • Mehr Gründungen aus der Wissenschaft
  • Potenzial von Gründerinnen erkennen und heben
  • Startups durch Coaching in der frühen Phase unterstützen
  • Passende Finanzierungsangebote für alle Phasen
  • Niedersachsen als Startup-Standort sichtbar machen
  • Aufbau von Innovation Hubs
  • Startups im ländlichen Raum
  • Startups bei der Internationalisierung unterstützen
  • Schlanke Verfahren – unkomplizierte Förderung
  • Ausbau etablierter Startup-Strukturen

Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen zu realen Innovationen werden

Wissenschaftsstaatssekretärin Dr. Sabine Johannsen erklärte vor allem, was es mit den Gründungen aus der Wissenschaft auf sich hat: „Was viele nicht wissen: Hochschulen haben die Pflicht, Startups und Gründungen gezielt zu fördern. Um sie bei dieser Aufgabe bestmöglich zu unterstützen, möchten wir, dass jede Hochschule zukünftig ein Präsidium für Ausgründungen bekommt.“ Warum? Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen zu realen Innovationen werden. Insbesondere die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig dieser Transfer von Wissenschaft in die Wirtschaft ist. Doch das funktioniert nur mit einer guten Vernetzung von Hochschulen, Kammern und Wirtschaft. Diese Vernetzung können die Präsidien an Universitäten realisieren und damit auch die Anzahl der Ausgründungen aus Hochschulen positiv beeinflussen.

Denn davon gibt es Startup-Beiratsmitglied Jan-Philipp Mai nach noch zu wenige: „In Deutschland liegen wir mit der Anzahl der Patentanmeldungen zwar auf dem weltweit vierten Platz. Doch so stark unsere Ideen auch sind: In der Umsetzung sind wir noch zu schwach.“ Die unterstützende Arbeit der Universitäten ende bislang nämlich häufig mit der Patentanmeldung, sodass viele innovative Ideen am Ende nicht realisiert würden. Damit Startups für die konkrete Umsetzung der Weg geebnet werde, sei die Vernetzung von Hochschulen mit der Wirtschaft umso wichtiger.

Startups noch sichtbarer machen

Eine Vernetzung von Startups, Hochschulen und Wirtschaft kann jedoch nur funktionieren, wenn die Aktivitäten der Jungunternehmer auch sichtbar werden. Niedersachsen steht dabei vor einer ganz besonderen Herausforderung, wie Beiratsmitglied Philip Mertes erklärt: „Niedersachsen ist ein Flächenland mit viel Potenzial und vielen Hidden Champions im ländlichen Raum. Ein gemeinsames großes Ökosystem gibt es jedoch nicht. Stattdessen existieren viele kleine Kommunen. Unsere Aufgabe ist nun, diese Kommunen zusammenzubringen, damit interessante Startups auch für den Mittelstand anderer Regionen sichtbar werden. Dazu planen wir beispielsweise Leuchtturm-Events, auf denen wir Wirtschaft und Startups zusammenbringen, oder den Ausbau des Portals startup.nds.de.“

Mehr finanzielle Mittel für die Wachstumsphase

Doch so gut vernetzt ein Startup am Ende auch ist: ohne Moos nichts los. Deshalb fördert das Land mit dem Gründerstipendium bereits seit einiger Zeit junge Menschen mit 11 bis 22 Tausend Euro pro Gründung, wie Matthias Hunecke, Mitglied des Startup-Beirats, erklärt. Ist dieses Geld zum Start ins Geschäftsleben allerdings ausgeschöpft, entstehen den Startups häufig finanzielle Engpässe. „Diese Lücken im Finanzierungsbereich während der Wachstumsphase wollen wir schließen und stellen dafür weitere Mittel zur Verfügung“, so Hunecke. Das soll vor allem durch die sogenannten Business Angel Netzwerke geschehen, die neben der finanziellen Unterstützung auch entsprechende fachliche Beratung bieten. Wichtig ist Hunecke jedoch: „Die insgesamt 50 Millionen Euro bereitstehenden Landesmittel zur Unterstützung von Startups sollen privates Kapital nicht ersetzen, sondern vielmehr ein motivierender Anreiz für Gründungen sein.“

Ein Anreiz, der letztendlich zu einer Änderung des Mindsets in der Gesellschaft führen soll. So wünscht sich der Vorsitzende des Startup-Beirats Stefan Muhle zum Abschluss der Pressekonferenz für die Zukunft: „Junge Menschen sollen sich nicht mehr fragen ,Was will ich mal werden?‘, sondern vielmehr ,Was will ich mal gründen?‘.“

Startup-Strategie zum Nachlesen

Wer die Startup-Strategie einmal im Detail kennenlernen möchte, kann sich hier unser Strategiepapier herunterladen. Die Kurzfassung davon gibt es in unserem Factsheet. Und wer statt zu lesen die Pressekonferenz lieber noch einmal in Bild und Ton anschauen möchte: Unseren Livestream haben wir euch ebenfalls hochgeladen: