Das niedersächsischen Startup wohnify, gegründet von Maurice Dias Faria und Florian Kemnitz, strebt nichts Geringeres an, als den traditionellen Immobiliensektor zu revolutionieren. Mit Unterstützung durch das NBank-Gründungsstipendium streben die Gründer eine Neugestaltung der Miet- und Vermietungsprozesse an. Trotz ihrer wachsenden Bedeutung zeigt sich die Immobilienbranche innovationsresistent – Wohnify setzt daher auf eine Webapp und KI, um die Komplexität für (Ver-)Mieter*innen signifikant zu vereinfachen.

 

Wir haben nachgefragt bei Florian Kemnitz:

Wie kam es zu eurer Gründung und welches Problem wollt ihr mit Wohnify lösen?

Wir haben beide sowohl zur Miete gewohnt als auch im Eigentum. Gerade in den Zeiten, in denen wir umgezogen sind, neue Mietverhältnisse zustande kamen und damit auch Papierkram und Unordnung, haben wir uns gedacht: Das muss einfacher gehen. Maurice, Student im Studiengang Immobilienwirtschaft und -management, hat zudem noch einen tieferen Einblick in die Immobilienwirtschaft, durch welchen er den Markt und die Probleme gut charakterisieren konnte. Unsere Vision ist, die umständlichen und papierbehafteten Mietverhältnisse und Prozesse zu vereinfachen. Mit einer digitalen, sicheren und nachhaltigen Plattform lassen sich Mietverhältnisse papierlos verwalten und viele Abläufe der Wohnungswirtschaft automatisieren.

Welche Rolle spielen staatliche Förderungen wie das niedersächsische Gründungsstipendium für Startups in Niedersachsen, und wie zugänglich sind diese Förderungen für Gründer*innen?

Wir sind uns einig: Ein Gründungsstipendium erleichtert den Start und motiviert die Umsetzung. So bleibt es nicht nur bei einer Idee, wie viele sie im Kopf haben, sondern bei einem Projekt, welches Realität wird. Eine Förderung ist dabei Goldwert! Neben der finanziellen Unterstützung bekommt man durch die begleitende Einrichtung Zugang zu einem Netzwerk von Expert*innen mit Erfahrung in der Startup-Szene. Die Kriterien für die Bewilligung eines solchen Stipendiums sind fair, eine gute Idee wird gehört und geschätzt.

Inwiefern tragen lokale Bildungseinrichtungen wie die HAWK zur Förderung des Startup-Ökosystems in Niedersachsen bei, und wie habt ihr diese Ressourcen genutzt?

Die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) hat uns von Anfang an unterstützt – wir sind mit unserer Idee an die Gründungsberatung herangetreten und haben direkt einen erfahrenen Mentor bekommen, mit dem wir uns austauschen konnten. Gerade in der Anfangszeit hatten wir einige Rückfragen und ein gemeinsames, intensives Brainstorming hat diese eigentlich fast immer beantwortet. Der regelmäßige Austausch mit unserem Mentor hilft uns, unsere Ziele festzulegen und auf die derzeitigen Meilensteine zurückzublicken.

Kannst du spezifische Herausforderungen und Chancen für Startups in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland nennen?

Wir wollen das gar nicht vergleichen. Wir haben wahrgenommen, dass auch in vielen anderen Regionen Fördermittel zur Verfügung stehen – der Zugang zu diesen gestaltet sich unserer Meinung nach oft schwieriger als im Falle des Gründungsstipendiums. Oft ist es auch abhängig von der Phase der Gründung, des Standortes und natürlich der Idee, die umgesetzt wird/werden soll. Wir, beide aus Niedersachsen kommend und lebend, haben eine Chance in dieser Förderung gesehen und schätzen sehr, dass auch jungen Gründern und Denkern der Raum und die Möglichkeit gegeben wird, Dinge zu erschaffen.

Welche Branchen oder Technologien seht ihr derzeit als besonders vielversprechend für Startups in Niedersachsen?

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von digitalen Lösungen für alle Wirtschaftsbereiche gibt es in Niedersachsen viele Möglichkeiten für Startups, die innovative IT-Lösungen und Dienstleistungen anbieten. Seit den Ankündigungen von OpenAI Ende 2022 und dem Release von „ChatGPT“ wurde der Fokus vieler Plattformen auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz gesetzt.

Was war bisher euer größter Fail und was habt ihr daraus gelernt?

Wir haben uns insbesondere am Anfang komplett in die Euphorie gestürzt und dabei nicht wirklich agil gehandelt, keine wirklichen Wireframes erstellt, keine User*innen- Journey durchdacht und einfach losgelegt. Das war ein ziemlicher Fail, denn viele Funktionen mussten wir im Nachhinein dann doch ändern, was leider unnötig Zeit gekostet hat. Man wächst aber zum Glück mit seinem Startup und auch wenn es anfangs ein wenig „lästig“ erscheint, arbeiten wir mittlerweile agil und strukturierter und merken, dass das einfach für unser Startup aber auch uns besser ist.