Sommer, Sonne, Sonnenschein: Ab ins Freibad! Doch in was für Wasser schwimmen wir da eigentlich? Drei Mal täglich müssen Badeanstalten mittels komplexer Verfahren und Chemikalien die Qualität des Wassers prüfen. Dafür werden teilweise bis zu dreieinhalb Stunden pro Tag benötigt. Das Braunschweiger Startup Lilian Labs bietet eine Alternative: Ein zeiteffizientes Mikrolabor, das in jede Hosentasche passt.

Im Forschungsalltag der TU Braunschweig arbeiteten Alexander Rohr und seine beiden Mitgründer Sebastian Döring und Torsten Rabe an neuen Technologien – zumindest in der Theorie. Denn noch bevor sie diese tatsächlich umsetzen konnten, hieß es: Projekt wechseln. Das frustrierte die drei Physiker. Sie wollten erleben, dass aus ihren Ideen und Versuchen etwas wird, von dem die Menschen im Alltag profitieren: Der erste Schritt in Richtung Lilian Labs.

Gegenströmung als Antrieb

„ ‚Was Sie vorhaben, das geht nicht’ – das haben wir oft zu hören bekommen“, erzählt Alexander. Doch das Team ließ sich nicht entmutigen. „Unser anfängliches Geschäftsmodell haben wir im Laufe der Zeit erheblich weiterentwickelt und beispielsweise um den Einsatz digitaler Features erweitert“, stellt Alexander fest. Es war ein langer Prozess mit vielen Schleifen, den die drei Gründer durchlaufen haben, doch mit dem Endergebnis sind alle sehr glücklich.

Das Produktportfolio von Lilian Labs umfasst mittlerweile zwei Anwendungen: Zum einen wäre da das LILIAN Handmessgerät inklusive kompatibler App. Das Wasseranalysetool untersucht das Wasser mithilfe eines SensoSticks, ein Teststick, der in das Gerät gesteckt wird, auf verschiedene Parameter wie beispielsweise den pH-Wert. In der App werden die Ergebnisse anschließend aufbereitet und anschaulich dargestellt. Das zweite Produkt ist der LILIAN Manager, eine Cloudanwendung, in der die gesammelten Daten überall und zu jeder Zeit abgerufen werden können.

Durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Lösungen ist diese neue Technik der Wasseranalyse in vielerlei Hinsicht innovativ. Das LILIAN-Gerät bringt eine immense Zeitersparnis mit sich, denn es beschleunigt die Messung abhängig von den gewünschten Wassertests um bis zum Faktor zehn. Außerdem entstehen sehr präzise und verlässliche Ergebnisse, da die Fehlerquelle Mensch bei der Untersuchung des Wassers nahezu ausgeschlossen wird. In der Konzeption des Produkts war es den Gründern zudem wichtig, ein einfaches Handling zu garantieren. „Bei der Handhabung haben wir uns immer vorgestellt, dass selbst unsere Kinder das Gerät intuitiv benutzen können müssen. Es sollte kinderleicht sein.“, erzählt Alexander schmunzelnd. So muss bei der Messung kein geschultes Personal anwesend sein.

Lilian Labs
Mal eben das Wasser am Badesee analysieren? Was mit herkömmlichen Methoden undenkbar ist, wird mit der Lösung von LILIAN Labs kinderleicht. (Bild: Wolfsburg AG)

Braunschweig als sicherer Hafen

Angesichts der zahlreichen großen Startup-Hotspots in Deutschland stellt sich die Frage, was das Team in Braunschweig hält und warum es nicht die Segel gen Berlin setzt? „Wir haben uns fest vorgenommen in Braunschweig zu bleiben! Die Stadt und die Region haben uns immer den Rücken gestärkt – sei es durch ein Mentorenprogramm oder monetäre Förderung“, erzählt Alexander. Und nicht zu vergessen: Durch ihre Verbindungen zur TU Braunschweig, können die Gründer auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen, sollten sie mal Hilfe benötige. Sebastian Döring ergänzt: „Außerdem sind wir alle auch privat tief verwurzelt in der Region – nichts zieht uns von hier weg.“

Einfach ins kalte Wasser springen

Und was würden sie Gründern empfehlen? Alexanders Tipp: „Neuen Gründern würde ich immer raten, sich am MVP-Prinzip zu orientieren – dem Minimum Valuable Product.“ Denn es geht nicht darum, sofort das optimale Produkt zu entwickeln, sondern darum, mit den anfangs geringen Mitteln, einen ersten Prototypen herzustellen – etwas Handfestes, das potenziellen Investoren hilft, sich ein konkretes Bild von der Vision und dem Produkt des Gründers zu machen. „Außerdem gilt es, sich zu öffnen und die Vision, die man von seinem Produkt hat, um die Erfahrungen und Meinungen Anderer zu erweitern, damit sich die Vision stetig verbessern kann“, weiß Alexander. Nur so können ein fundierter Businessplan und ein gutes Produkt entstehen.

„Die Gründung eines Startups ist immer ein riskantes Unterfangen. Es ist nach wie vor ein bürokratischer Aufwand und manche Gründer haben, wie in unserem Fall, noch Verantwortung für eine Familie.“, mahnt Alexander. Für Lilian Labs steht nach einem langen Prozess der Produktentwicklung und Investorensuche nun bald endlich der Launch an. Trotz einiger Gegenströmungen sind die drei Gründer begeistert und zu Recht stolz, ihre Idee von der rauen See in den sicheren Hafen manövriert zu haben. Langweilig dürfte den Gründern aber nicht werden. „Mit der anstehenden Serienproduktion und der Ausweitung des Vertriebs warten bereits viele neue Herausforderungen auf uns“, so Alexanders Blick in die Zukunft. Doch das Team ist sich sicher: Zusammen werden sie den Pool- und Schwimmbadmarkt revolutionieren!

Wettbewerbe und Challenges

  • Accenture Awards 2018: Finalist in der Kategorie „Living and Working“
  • Gründerpreis Mutmachter: Bronze

 

(Bild Header: Lilian Labs GmbH)