„Ich bin in den 90ern und 2000ern aufgewachsen und habe Mädchen beziehungsweise Frauen immer als Konkurrenz wahrgenommen“, erzählt Michelle Spitzer. „Mir wurde beigebracht, dass ich mich mit anderen Frauen vergleichen muss.“ Sich gegenseitig Erfolg zu gönnen, kannte die Gründerin des Hannoveraner Startups eco:fibr nicht. Bis sie ihren Stammtisch für Female Founders ins Leben rief.
Mit- statt gegeneinander
Die Idee dazu kam ihr im Gespräch mit anderen Gründerinnen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten wie sie selbst: Auf dem beruflichen Weg hin zum eigenen Unternehmen mangelt es Frauen häufig an Unterstützung und Gemeinschaft untereinander. Sie alle wünschten sich statt des harten Konkurrenzkampfes eine Möglichkeit zur Vernetzung. Einen Ort, an dem sie ihre Herausforderungen und Gedanken teilen können und ein Gefühl von Sicherheit bekommen. Warum sich also nicht zusammentun, statt gegeneinander zu agieren? Nach alledem hatte sich Michelle schon während ihres Studiums der Ingenieurwissenschaften und der Gründung ihres Startups im Jahr 2022 gesehnt. eco:fibr hat einen Prozess entwickelt, der Zellstoff aus den Resten der Ananaspflanze gewinnt und der Papier- und Verpackungsindustrie eine nachhaltige Alternative zu Zellstoff aus Holz bietet.
Nur kurz nach der Gründung fackelte Michelle nicht lange und organisierte erstmals ein Netzwerktreffen für Frauen. Eingeladen waren alle interessierten Gründerinnen, die Lust auf Gemeinschaft haben. Die Veranstaltung sollte keiner festen Agenda folgen. Vielmehr stand der lockere Austausch im Fokus. „Eine Moderation oder ein konkretes Programm waren auch nicht notwendig. Schon bei der Vorstellungsrunde am Anfang entstanden meist spannende Diskussionen – und das hat sich bis heute nicht geändert“, erklärt Michelle. Ihr Konzept kam derart gut an, dass inzwischen eine eigene kleine Community daraus entstanden ist. „Mal reden wir über Finanzen, mal über Websitedesign, mal über Elternschaft – es gibt viele Bereiche, in denen wir Gründerinnen vom Austausch unserer individuellen Erfahrungen profitieren. Der Stammtisch ist für uns einfach ein Safe Space“, erzählt Michelle. Die Geselligkeit kommt dabei nicht zu kurz. „Besonders schön war es beispielsweise letzten August: Das Wetter spielte mit. Wir saßen draußen im Hof der Venture Villa, haben Pizza gegessen und Schorlen getrunken. Ein rundum gelungener Abend.“
Türen stehen Interessentinnen offen
Für alle interessierten Gründerinnen hat Michelle deshalb einen Tipp: „Einfach mal herkommen und dabei sein“, sagt sie. Dabei müssen sie sich gar nicht auf einen bestimmten Stammtisch festlegen – in den meisten Städten gibt es inzwischen mehrere ähnliche regelmäßige Treffen und Veranstaltungen. „Nimm an so vielen Events teil, wie es deine soziale Energie und deine Zeit zulassen. Auch die Türen unseres Stammtisches stehen neuen Gesichtern immer offen.“ Wer sich der Gruppe anschließen möchte, kann entweder der LinkedIn-Gruppe beitreten oder gleich hingehen. Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sich die Frauen in Hannover an unterschiedlichen Orten – mal im Rootcamp, mal im Nexters oder auch im Hafven.