Wenn Hannovers Bäume trotz Trockenheit gen Himmel wachsen, dann dank der gelungenen Kooperation von Landeshauptstadt und Startups wie Agvolution im Projekt „NuTree“. Und wenn in Seesen Mängel schnell beseitigt werden, dann wegen der gelungenen Kooperation der Stadt mit dem jungen Unternehmen leanact.

Die Projekte zeigen beispielhaft die Potenziale der Zusammenarbeit von Gründer*innen mit Städten und Gemeinden, die das Land Niedersachsen unter anderem durch die Plattform startup.niedersachsen fördert. Das Ziel: Städte und Regionen zwischen Harz und Küste ein Stück smarter machen.

Derzeit forscht eine Projektgruppe der Landeshauptstadt Hannover, einer Großgärtnerei und mehrerer Startups im EIP Agri Projekt „NuTree“ am Einsatz von Sensoren. Sie sollen den Wasserhaushalt und die Nährstoffversorgung heranwachsender Bäume überwachen – und der Stadt helfen, die infolge des Klimawandels steigenden Kosten für die Bewässerung in den Griff zu bekommen. Im Rahmen von EIP Agri werden Innovationsprojekte gefördert, die einen Beitrag für eine wettbewerbsfähige, nachhaltig wirtschaftende und tiergerechte Agrar- und Ernährungswirtschaft leisten.

Ärmelschoner trifft Existenzgründer*in? Von wegen!

Das bis 2024 laufende Projekt NuTree, das von der EU mit einer knappen halben Million Euro Fördermitteln unterstützt wird, zeigt: Städte und Gemeinden sind viel innovationsfreudiger als viele vermuten. Startup-Mentalität und öffentliche Verwaltung sind kein Gegensatz: Längst schätzen Kommunen die jungen Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden als innovative, ideengebende und schnelle Umsetzer*innen – so wie auch im Fall von leanact, dessen App in Dutzenden Kommunen bundesweit den Kummerkasten durch ein effektives Beschwerdemanagement ersetzt.

Problem erkannt, Problem gebannt

Ein Geheimnis des Erfolgs: die hohe Reaktionsgeschwindigkeit. „Wir hatten ein Problem mit Vandalen, die unsere Sensoren beschädigen“, sagt Thomas Maier, Technikvorstand beim Startup Agvolution, das die Sensorik für das Bewässerungsprojekt NuTree verantwortet. „Also haben wir in nur sechs Wochen vandalimusgeschützte Sensoren entwickelt, bei denen nur noch das PV-Modul zu sehen ist.“ Wenige Tage später wurden die Sensoren von Mitarbeiter*innen des hannoverschen Grünflächenamtes vor Ort installiert. „Seither läuft es problemlos“, freut sich Maier.

In Hannover macht NuTree mit Sensoren die Bewässerung smart. Bild: Agvolution.

Niedersachsen bringt Startups und Kommunen zusammen

NuTree zeigt, wie effektiv die Zusammenarbeit von Startups mit Kommunen und Gebietskörperschaften laufen kann. Doch gleichwohl sind auf Seiten der Kommunen und Unternehmen viele Fragen offen: Wie funktionieren öffentliche Ausschreibungen? Wie gestaltet sich projektorientierte Zusammenarbeit in der Praxis? Können kleine Unternehmen große Lösungen dauerhaft unterstützen? Und vor allem: Wie können Kommunen und Innovator*innen einander finden und miteinander ins Gespräch kommen?

Fundierte Antworten gab der Online-Workshop der Initiative Stadt.Land.Digital des Bundeswirtschaftsministeriums, der von den niedersächsischen Ministerien für Wirtschaft und Inneres unterstützt wird. Rund 150 Teilnehmer*innen waren dabei, darunter jeweils mehr als 50 Kommunen und junge Unternehmen. „Die Vernetzung zwischen Kommunen und innovativen Startups ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für die digitale Transformation“, sagt Dr. Alexander Georgiadis, Referatsleiter Digitalisierung im niedersächsischen Wirtschaftsministerium.

Angebote, die Startups weiterhelfen

Dabei ging es auch um die Vorstellung von Unterstützungsangeboten. „Das Innovationsnetzwerk Niedersachsen und startup.niedersachsen spielen eine zentrale Rolle darin, Innovator*innen und Kommunen zueinander zu führen“, sagt Tobias Wedler, Geschäftsstellenleiter von startup.niedersachsen, einer Initiative des Landes zur Förderung des Startup-Ökosystems. Mit der eigenen Matchmaking-Plattform innomatch vernetzen sie so Startups mit Investor*innen, mittelständischen Unternehmen, Hochschulen oder eben auch Kommunen. Er möchte weitere Erfolgsgeschichten in Niedersachsen wachsen sehen, wie NuTree oder Meldoo.

Mit Meldoo haben alle mehr zu melden

Mehr als 80 Kommunen bundesweit nutzen bereits die Verwaltungssoftware des Braunschweiger Startups leanact, um die über die mobile App „Meldoo“ abgesendeten Anliegen und Beschwerden von Bürger:innen einfach online zu bearbeiten. Abgesendete Bürgeranliegen können dort von Mitarbeiter:innen bequem und zügig bearbeitet werden.

Ihren Durchbruch verdanken leanact einem vorausschauenden Bürgermeister. „Wir hatten seit dem Start 2017 immer wieder Kontakt zu Kommunen, die uns gesagt haben: Tolle Idee, tolles Meldesystem, toller Workflow“, sagt Leanact-Gründer und -Geschäftsführer Hadi Ghorashi. „Aber dann kam der Wunsch nach einer Referenz, die wir als Startup nicht bringen konnten.“ Seesens Bürgermeister Erik Homann wagte 2018 den Schritt, den er bis heute nicht bereut. „Um Leanact und ihre Lösung zu beauftragen, haben wir die Hürden des komplizierten Vergaberechts gemeistert und sind ein paar Extrameilen gegangen. Und die Mühe hat sich mehr als gelohnt. Wir haben viel voneinander gelernt, ein leistungsfähiges Meldesystem etabliert und viele zufriedene Bürger gewonnen.“

Einfach gut: Über die App „Meldoo“ gemeldete Anliegen können von der Stadtverwaltung zügig bearbeitet werden.