In einer digitalisierten Welt, in der immer mehr Prozesse automatisiert ausgeführt werden, steigt der Bedarf an Menschen, die das nicht nur verstehen, sondern auch mitgestalten können. Sie sollten mit Maschinen und Computern kommunizieren und ihnen Anweisungen geben können. Die Krux: Insbesondere in Deutschland besteht ein gravierender Mangel an solchen Computerflüsternden“ – Informatiker*innen, Softwareentwickler*innen oder Programmierer*innen. Es mangelt an passenden Bildungsangeboten. Auf ca. 850.000 Schüler*innen kommen nur 535 Informatik-Lehrende in Niedersachsen. Wie soll da die Leidenschaft fürs Programmieren entfacht werden?“, fragte sich Marvin Priedigkeit. Zusammen mit Julia Eleonora Wierzbowski hat er die Codenautengegründet, eine etwas andere Programmierschule für Kinder und Jugendliche. Die Codenauten haben sich auf die Fahne geschrieben, den weitverbreiteten Irrglauben, dass Programmieren öde und kompliziert ist, zu revolutionieren. Ihre Startup-Idee überzeugte auch das Land Niedersachsen, denn Entrepreneurship Educationist ein Fokusthema, das im Rahmen der Startup-Strategie gefördert wird.

Im Braunschweiger TrafoHub bieten die Codenauten nun Workshops zu gängigen Programmiersprachen wie Java und Python als auch Game-Development an. Neben dem Erwerb von Programmierfähigkeiten lernen die Kinder und Jugendlichen auch Teamfähigkeit und haben zusammen Spaß.Sie lernen Menschen kennen, die sich für die gleichen Dinge interessieren und können sich so gegenseitig motivieren und mit kreativen Ideen anstecken“, verdeutlicht Julia und macht neugierig: Wir entwickeln gerade die Codibox. Es ist eine Box mit Programmieraufgaben, Technik-Bastelprojekten und Comic-Abenteuern, die monatlich zu Kids zwischen 8 und 12 Jahren nach Hause kommen wird. Gemeinsam mit Captain Codi, unsere starke und furchtlose Protagonistin, besuchen wir unterschiedliche Planeten mit neuen Abenteuern – dabei müssen Programmierrätsel gelöst werden und an Projekten getüftelt werden.“.

Die Codenauten sehen sich als Ergänzung zum Schulunterricht und wollen die Möglichkeit geben, allgemeines Schulwissen mit Spezialkenntnissen zu erweitern. Gerade solche Angebote im Educational Technology sind wichtig, da die Bildungsprofile an den steten technologischen Wandel der Weltwirtschaft angepasst werden müssen. Neuen Formen und Arten der Lehre und Weiterbildung schaffen neue Perspektiven und fördern versteckte Talente als auch innovative Kompetenzen. Nach Ansicht der Codenauten mangelt es diesbezüglich momentan jedoch noch an einer breiten Förderung für die unterschiedlichsten Bildungsangebote: „Daher würden wir uns wünschen, dass die Länder Bildung stärker als ein Invest verstehen und hier entsprechend intensiver und nachhaltiger unterstützen“, formuliert Marvin. Insbesondere hinsichtlich passender Räumlichkeiten und Mietkosten gebe es Unterstützungsbedarf. Der Traum der beiden Gründenden wäre ein Netz aus Programmierschulen, an denen Begeisterte sich treffen und ihrer Leidenschaft nachgehen können, unabhängig ihrer finanziellen Hintergründe. 

Die Startup-Idee der Codenauten entstand bereits recht früh. Anfänglich fehlte es ihnen an Hintergrundwissen und Sicherheit, um eine Gründung ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Durch glückliche Umstände und die Unterstützung von Privatpersonen sowie Startup-Institutionen trauten Marvin und Julia sich dann aber doch die Gründung zu. Mit dieser Entscheidung sind sie mittlerweile sehr glücklich, da sie so ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnten. Bestätigung erhalten sie auch durch viel positives Feedback für ihre Programmierschule sowie begeisterte Kinder, die ihre Leidenschaft teilen. „Wir entdecken in unseren eigenen Kursen oder auch in Projekttagen in Schulen kleine Talente und sehen, wie fasziniert mit Code experimentiert wird. Oder wie nach einem Kurs die Eltern noch 30 Minuten hingehalten werden, weil das Kind oder der/die Jugendliche noch bleiben möchte, um etwas zu Ende zu programmieren“, freut sich Marvin.  

Erfolgsfaktoren Teamwork und Kommunikation

Das richtige Team macht’s möglich: Julia Eleonora Wierzbowski und Marvin Priedigkeit haben Codenauten gemeinsam gegründet.

Das hört sich aus heutiger Sicht reibungslos an der Weg zum Status Quo war jedoch holprig. Am Anfang war die Rekrutierung neuer Mitarbeitenden durch eine unsichere finanzielle Lage knifflig. Auf der einen Seite war es schwer Mitarbeiter*innen zu finden, die Feuer und Flamme für die Idee der Programmierschule waren und auf der anderen Seite sprengte eine neue Vollzeitstelle den Kostenrahmen. Die Zusammenstellung des passenden Teams hatte für Julia und Marvin allerdings hohe Priorität, da sie Teamwork als einen wichtigen Bestandteil von Startups betrachten: Ohne Teamwork funktioniert es einfach nicht. Es klingt so banal, aber Kommunikation ist alles.Das dabei komplett unterschiedliche Meinungen und Typen aufeinanderprallen, stört beide eher weniger. Sie empfinden beispielsweise, dass sich ihre persönlichen Eigenschaften im Gründungsprozess gut ergänzt haben und eher eine Bereicherung waren. Der kommunikative Informatiker und Frontmann Marvin ergänzt die kreative Ideengeberin und Pädagogin Julia und umgekehrt.  

Für Niedersachsen als Gründungsort entschieden sich die Codenauten übrigens, weil das Land und besonders die Region Südost forschungsintensiv ist und im IT-Bereich ein vielfältiges Netzwerk besteht. Die Codenauten wollen dazu beitragen, dass Niedersachsen zu einem Frontrunner in Sachen IT wird. Durch die Ausbildung junger Talente wollen sie etwas an ihre Region zurückgegeben und den Forschungsstandort Südost Niedersachsen stärken. Wir entwickeln den Nährboden für zukünftige Entwickler*innen und zeigen Kindern und Jugendliche neue Berufswege, die sie zum Teil gar nicht kannten. In nicht einmal 10 Jahren sind unsere Codenauten-Kids die neuen Entwickler*innen der Region,freut sich Marvin.

(Bilder: Codenauten)