Deutschland steht für ausgezeichnete Wissenschaft, doch Forscher*innen gründen noch immer viel zu selten ein Unternehmen. Woran liegt das? Und was muss passieren, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Mut zu machen, mehr zu wagen? Eine Studie zur Psychologie des Gründens liefert wichtige Erkenntnisse und Vorschläge für Lösungen.

Trotz eines erfolgreichen Bildungssystems sowie etablierten Wirtschaftsstandorten und Fördermöglichkeiten gründen viel zu wenige Forscher*innen oder geben zu früh auf. Dabei haben gerade Ausgründungen aus der Wissenschaft das Potenzial, entscheidende Innovationen in Produkte zu transformieren, die Fortschritt bringen, Lebensqualität verbessern und sogar Leben retten können.

Um die bestehenden psychischen Hürden, die sich bei Gründungen aus der Wissenschaft immer wieder zeigen, besser zu verstehen, hat das Entrepreneurship Research Institute der TU München, gefördert von der Joachim Herz Stiftung, eine Studie zu „Wissenschaftliche und unternehmerische Identitäten“ durchgeführt. Mit dieser Studie wurden neue Impulse für die Förderung von wissenschaftlichen Ausgründungen eröffnet, da erstmals der Fokus auf der Psychologie der Gründenden und der Dynamik in ihren Teams lag. Und das zu Recht: Die Studienergebnisse zeigen, dass psychologische Faktoren äußerst wichtig sind und noch zu selten in der Gründungsförderung berücksichtigt werden.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 10.2.2021 wurden die Ergebnisse sowie konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Hochschule präsentiert. Dabei wurden unter anderem folgende Maßnahmen zur Gründungsförderung vorgeschlagen:

  • Verankerung von Entrepreneurship an der Hochschule: Professor*innen müssen es zu ihrer Aufgabe machen, für Gründung zu begeistern und die nächste Generation von Gründenden und Unternehmenden zu befähigen.
  • Vorbilder auf die Bühne bringen: Forschende, die erfolgreiche Gründende und Startups aus der Wissenschaft kennen, schätzen ihre eigenen Gründungsfähigkeiten besser ein und sehen Gründung als attraktive Karriereoption.
  • Freiräume für unternehmerische Ideen schaffen: Forschende, die weniger Druck haben, akademische Ziele zu erreichen und Unterstützung für ihre Gründungsidee durch Vorgesetzte und Kolleg*innen erfahren, lassen sich eher auf unternehmerische Projekte ein.
  • Interdisziplinäre Gründungsteams zusammenbringen: Interdisziplinär aufgestellte Teams sind erfolgreicher im Gründungsprozess, weil sie Wissen aus verschiedenen Fachrichtungen und unterschiedliche Perspektiven neu kombinieren.
  • Wirtschaft und Forschung frühzeitig vernetzen: Forschende, die früh in ihrer Karriere Kontakt mit Wirtschaft und Industrie haben, denken bei ihrer Forschung öfter daran, wie sie die Ergebnisse in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umsetzen können.

Weitere Informationen zu der Studie, den Forschungsergebnisse, darauf basierende Empfehlungen für die Gründungsförderung und ein Video der Pressekonferenz findet ihr unter: www.forschenundgründen.de.