Noch bis zum 27.8.2021 können junge Unternehmen aus Niedersachsen ihre Bewerbungen für den DurchSTARTer-Preis 2021 einreichen. Anlass genug, um bis dahin noch einen Blick auf den DurchSTARTer-Preis 2020 zu werfen. In der Kategorie Newcomer hat im letzten Jahr das Startup epap den ersten Platz belegt. Das Unternehmen aus Hannover konnte die Jury mit dem ersten digitalen Kassenbon überzeugen. In einem Interview erzählt CEO und Co-Founder Fabian Gruß, wie es mit epap seitdem weiterging und welche Tipps er für Bewerberteams in diesem Jahr hat.

Was hat sich seit dem Gewinn des DurchSTARTer-Preises für euch verändert?

Fabian Gruß: So einiges! Zum einen haben wir unsere App maßgeblich weiterentwickelt und gerade unser neuestes Update gelauncht, das die Bankkonten unserer Userinnen und User mit ihren digitalen Belegen verbindet, um einen noch besseren Überblick über ihre Finanzen zu ermöglichen. Auf der anderen Seite haben wir unsere B2B-Strategie intensiv weiterentwickelt, um digitale Belege in möglichst viele Systeme zu integrieren – das können Kassensysteme sein, aber auch für Banken, Versicherungen und Zahlungsanbietende sind digitale Belege sehr attraktiv. In allen Bereichen konnten wir starke neue geschäftliche Verbindungen gewinnen und unsere Produkte noch besser auf ihre individuellen Bedürfnisse anpassen. Gleichzeitig schließen wir aktuell unsere zweite Finanzierungsrunde ab, wobei wir uns sehr über die Unterstützung der NBank freuen. All das können wir natürlich nicht alleine bewältigen – unser Team ist stark gewachsen: Neben tollen neuen Mitarbeitenden haben wir auch ein Advisory Board mit Fachleuten aus Handel, Payment und Banking für uns gewonnen.

Du sprichst das Thema Wachstum an. Welche Meilensteine konntet ihr als Startup bereits erreichen? Was sind die nächsten großen Meilensteine auf eurem Weg?

Fabian Gruß: Vor kurzem haben wir die Marke von 400.000 digitalen Belegen in unserer App überschritten. Aber auch weiterhin liegt unser Fokus darauf, die Anzahl der mit unseren Lösungen erstellten digitalen Belege weiter zu erhöhen. Besonders freuen wir uns auch über die ersten Partnerinnen und Partner, die nach dem zweiten Lockdown ihre Kassen mit unserer Beleg-API ausgestattet haben. Das Feedback zu unseren digitalen Belegen ist sehr positiv und wir erfahren ein stetig wachsendes Interesse an unserer Lösung. Daran knüpfen wir jetzt an und planen für dieses Jahr den weiteren Rollout mit einigen größeren Einzelhandelsketten. Gleichzeitig evaluieren wir weitere Use Cases für andere Branchen, um unser Geschäftsmodell weiter zu schärfen und so auszurichten, dass es plan- und skalierbar wird.

Euer Firmensitz ist Hannover, die Landeshauptstadt Niedersachsens. Wie passen Startup und Niedersachsen für euch zusammen? Wo seht ihr Stärken, wo muss nachgebessert werden?

Fabian Gruß: Für uns passt das sehr gut zusammen. Hier in Hannover erleben wir eine gut vernetzte Startup-Szene, die von gegenseitiger Unterstützung und vom Austausch lebt. Unser Gründungsteam hat sich über verschiedene Accelerator-Programme, Gründungsservices der Universitäten und Hochschulen sowie Startup Events getroffen. Das spricht wohl für sich. Aber auch außerhalb der Startup-Szene ist die Offenheit für innovative Ideen sehr groß. Wir pflegen beispielsweise gute Beziehungen zu verschiedenen Handelsverbänden und Digitalisierungsinitiativen. Berlin ist natürlich der Startup-Hub überhaupt in Deutschland. Wir sind aber offen gesagt froh, nicht in einer so großen Masse zu schwimmen. Beispielsweise haben wir uns sehr über den Besuch des niedersächsischen Wirtschaftsministers im letzten Jahr gefreut.

Wenn wir uns etwas wünschen könnten, dann, dass wieder mehr Startup Events vor Ort stattfinden können – gerne auch mit einer gesetzten Regelmäßigkeit. Die persönliche Vernetzung zwischen Startups und Investorinnen sowie Investoren ist unglaublich wichtig zum Lernen und Wachsen. Digital kann das leider immer noch nicht äquivalent ersetzt werden.

Die Wahl des Standorts ist das eine, aber wie sieht es allgemein aus? Wenn ihr noch einmal gründen würdet, würdet ihr alles genau so machen? Wenn ja, warum, wenn nein, was würdet ihr verändern?

Fabian Gruß: Da epap für uns die erste Gründung ist, war es natürlich eine steile Lernkurve und wir würden mit Sicherheit einiges ändern. Einer der größten Punkte ist wohl die Auswahl eines optimalen Marktes, der viele Möglichkeiten zur Skalierung offenlässt. Im aktuellen Markt zwischen Handel und Kassensystemanbietenden haben wir als Startup viele Abhängigkeiten, die teilweise schwer zu überwinden sind. Darauf würden wir beim nächsten Mal mehr achten.

Neben dem Business sollte auch der Mensch nicht zu kurz kommen. Was macht euch als Menschen aus? Welche eurer Eigenschaften haben euch auf eurem Weg besonders geholfen?

Fabian Gruß: Gerade weil wir so verschiedene Persönlichkeiten sind, ergänzen wir uns sehr gut. Einer gleicht die Schwächen des anderen mit seinen Stärken aus. Gleichzeitig sind wir aber alle sehr reflektiert und immer offen für Neues. Das ist vor allem in der Anfangsphase auch sehr wichtig. Niemand weiß schließlich vorher, ob alles genau so läuft, wie es ursprünglich geplant war. Daran knüpft dann direkt Lernfähigkeit an, ohne die wir wohl nicht hier stünden.

„Menschlichkeit“ ist zwar ein großer Begriff, beschreibt aber unseren Ansatz bei epap sehr gut: Bei unseren Produkten berücksichtigen wir immer die Interessen aller Stakeholder. Wir sind überzeugt, dass wir nur so erfolgreich am Markt sein werden.

Als Startup habt ihr sicherlich schon einiges erlebt. Was war die wichtigste Erfahrung in eurer bisherigen Laufbahn als Unternehmer?

Fabian Gruß: Die wichtigste Erfahrung war bisher, dass ein Startup zu einem sehr großen Teil aus Validierungs-Iterationen besteht. Hypothesen aufstellen, validieren und notwendige Schlüsse daraus ziehen. Einer der wichtigsten Lerneffekte war, dass man auch Ideen, an den man länger gearbeitet hat, ablegen sollte, wenn der Weg nicht erfolgversprechend ist.

Bild: Maik Przyklenk/PRZ Fotografie

Eine der Wegmarken in eurer Erfolgsgeschichte war der Gewinn des Durchstarter-Preises 2020. Welche Tipps wollt ihr den diesjährigen Bewerbenden mit auf den Weg geben? Was braucht es, um als Startup durchzustarten?

Fabian Gruß: Wenn ihr eine Idee habt, dann zögert nicht und legt einfach los. Uns hat es geholfen, mit möglichst vielen Menschen über unsere Idee zu sprechen, um Feedback aus verschiedenen Perspektiven zu sammeln und uns ständig zu hinterfragen. Wenn etwas mal nicht so läuft wie geplant, lasst euch nicht unterkriegen, sondern nutzt die Chance, um noch besser zu werden. Ein Startup zu gründen ist natürlich immer viel Arbeit – holt euch motivierte Mitstreitende ins Team, die eure Idee mit euch weiter vorantreiben. Zuletzt: Vergesst nicht den Spaß dabei!

Hintergrundinformationen: Im Rahmen des DurchSTARTer-Preises sucht das Land Niedersachsen in einer Gemeinschaftsinitiative des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, startup.niedersachsen, der NBank und der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) die besten Startups aus Niedersachsen in den vier Kategorien „Newcomer/Scale-up“, „Science Spin-off“, „Life Science“ und „Social Innovation“. Gemeinsam mit der NBank organisiert startup.niedersachsen den Gründungswettbewerb.

Euer Interesse ist geweckt und ihr wollt euch für den DurchSTARTer-Preis 2021 bewerben? Alles weitere haben wir euch in einem Beitrag zusammengefasst.

Das Interview wurde durch die NBank durchgeführt.

(Bilder: epap)