Wer inspirierende weibliche Gründungspersönlichkeiten erleben wollte, hatte am 21.4.2022 bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Gründung als Karriereperspektive für Frauen“ die Möglichkeit. Gründerinnen und Unternehmerinnen stellen sich vor und beeindruckten nicht nur durch ihr Engagement und ihre Geschäftsideen, sondern auch durch ihre persönlichen Beiträge zu einer Zukunft, die mit weiblichen Perspektiven gestaltet wird.
Die hybride Veranstaltung war Teil des Lebendigen FrauenKalenders 2022, in dem das Netzwerk „FrauenLeben in Ostfriesland“ weibliche Pionierinnen aus verschiedenen Lebensbereichen würdigt. Organisiert wurde das Event vom MeerCommunity Startup Center und der Landesinitiative startup.niedersachsen.
Zu Gast waren vier spannende Gründerinnen aus der Region mit unterschiedlichen Hintergründen, die ihre Erfahrungen teilten: Franziska Pohlmann (createF), Laura Elbers (equalchamps), Ute Tobias (Emder Pflegegenossenschaft) und Elena Gerdes (entirestories). In der Diskussionsrunde besprachen sie unter anderem folgende Fragen:
- Wie kann es sein, dass 93 Prozent der Gelder im Sportsponsoring an Sportler gehen?
- Warum gehen nur zwei Prozent des Venture Capitals an Frauen?
- Weshalb werden immer nur Erfolge oder grandioses Scheitern publik und nicht die vielen wichtigen Zwischenschritte einer Gründung?
- Wer stellt sich wirklich der gesellschaftlichen Herausforderung des Pflegenotstands?
Franziska Pohlmann: „Wir müssen uns so was von trauen“, um als Gründerinnen und Unternehmerinnen sichtbar zu werden und Kapital für Startups zu erhalten. Dafür hat sie als Produzentin und Regisseurin 10 visionäre Startup-Gründerinnen in der ersten CreateF-Staffel auf dem Weg zur Gründung ihres eigenen Unternehmens begleitet: Von der Idee bis zur Gründung und zum ersten Investment! Gründung sollte als ernsthafter Karriereweg durch Hochschule vermittelt werden. Durch ihre eigene Arbeit will sie dabei ein anders Narrativ einführen – ein weibliches Storytelling – durch das immer mehr Frauen als Gründerinnen sichtbar werden und Gehör finden. Und dabei zeigt sie selbst: auch mit künstlerischem Ansatz ist es möglich unternehmerisch tätig zu sein.
Elena Gerdes: „Das Wasser wird nicht wärmer, wenn man später springt“ – für eine Gründung braucht es Risikobereitschaft, Anpassungsfähigkeit und Selbstvertrauen im Sinne von „Wissen, was kann ich und was kann ich nicht“. Dabei sind Kooperationen ein großes Learning. Wichtig ist es auch Durststrecken einzuplanen und immer auch persönliche Erholungsphasen einzukalkulieren. Eine Gründung sei kein Sprint, sondern ein Marathon. In ihrem Unternehmen für nachhaltige Mode gelingen ihr immer wieder Wachstumskurven, über die sie neues Kapital zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells einwirbt.
Laura Elbers: „Es kann schon dauern, bis es fliegt“. Daher ist es so wichtig, sich mit anderen Gründerinnen zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und sich zu bestärken. Dazu braucht es auch Mut, um Leute anzuschreiben und sich zu trauen Expert*innen zu finden, die weiterhelfen. Dabei können Hochschulen wichtige Partnerinnen sein. Sie hat ihr Geschäftsmodell als fiktives Beispiel in einer universitären Veranstaltung entwickelt. Anlass war die Empörung über die ungleiche finanzielle Unterstützung der Leistungen von weiblichen und männlichen Leistungssportler*innen. Einfach mal loslegen und ausprobieren – inzwischen beginnt equalchamps abzuheben und mehr Sportlerinnen sichtbar zu machen mit dem Blick auf das langfristige Ziel: „Eine Bewegung starten, die zum Umdenken in der Gesellschaft zu mehr Chancengleichheit beiträgt.“
Ute Tobias: „Ich suche eine Lösung für ein großes gesellschaftliches Problem.“ Für ihr Konzept der Emdener Pflegegenossenschaft hat sie bereits den Deutschen Demografiepreis 2021 in der Kategorie New Work gewonnen. Dennoch braucht es langen Atem, eine große „Frustrationstoleranz“, aber „wenn man überzeugt ist, dann trägt die Hartnäckigkeit weiter“. Bereits in ihrer Masterthesis hat sie sich mit dem Thema „Pflege“ beschäftigt, denn sie will fundierte Argumente für eine Beteiligung an ihrer Geschäftsidee liefern. Dabei geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern um ein wirtschaftlich tragfähiges Angebot im Sinne des Gemeinwohls, eine neue – weibliche – Sichtweise auf die etablierten – aus männlicher Perspektive – geprägten Systeme.
Für alle, die die Veranstaltung verpasst haben oder noch einmal erleben möchten, gibt es hier den Livestream: