Die Jurysitzungen laufen – bald werden die Final-Teams des diesjährigen Durchstarter-Preises verkündet. Doch noch bevor die Final-Teams bekannt gegeben werden, möchten wir ein Schlaglicht auf die Personen der Stunde richten: die Jurymitglieder. Im Interview mit der NBank berichtet Frau Dr. Oesterlin-Meret, Tech Transfer Managerin der Life Science Factory Göttingen und Mitglied der Expertenjury für die Kategorie Life Science, von ihrem persönlichen Werdegang und ihrer Arbeit als Jurorin.

Als Jurorin wird Ihnen eine wichtige Aufgabe im Rahmen des Durchstarter-Preises zuteil. Doch bevor wir darüber sprechen, möchten wir zuerst den Blick auf Sie als Person richten: Was war der wichtigste Moment in Ihrer beruflichen Laufbahn?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Meine berufliche Laufbahn wurde vermutlich am meisten durch ein neunmonatiges Praktikum in einem biochemischen Labor an der University of Austin in Texas in meinem Gap Year direkt nach dem Abitur beeinflusst. Ich wollte austesten, wie es ist, im Labor zu arbeiten und die wissenschaftliche Arbeit hat mich sehr schnell in ihren Bann gezogen und meine weiteren Entscheidungen geprägt.

Wo stehen Sie heute und welche Träume verfolgen Sie zurzeit?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Als Tech Transfer Managerin der Life Science Factory interagiere ich täglich mit Startups aus dem Life Science Sektor. Mit der Life Science Factory arbeiten wir aktiv daran, Göttingen langfristig für diese Startups als Life Science Hub aufzustellen und diesen Startups optimale Bedingungen für ihr Wachstum zu bieten. Es begeistert mich, an dieser langfristigen Vision mitarbeiten zu können und gleichzeitig jeden Tag in kleinen Schritten einzelnen Startups zu helfen.

Sie sind der Wissenschaft seit ihrem Praktikum an der University of Austin treu geblieben. Aber welche Phase ihrer Karriere hat Sie rückblickend am meisten im Hinblick auf Ihre heutige Tätigkeit geprägt?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Nach meiner Promotion im Ruhrgebiet habe ich als Biochemikerin am Institut Curie in Paris gearbeitet. In Frankreich habe ich eine deutlich größere Nähe von Startups zu den Forschungsinstituten erlebt, als ich sie aus Deutschland kannte und „Gründung als Karriereoption“ schien mir deutlich präsenter unter Doktoranden und Wissenschaftlern. Ich würde mir wünschen diesen Spirit langfristig in vielen deutschen Forschungsinstituten und Universitäten wiederzufinden.

Bei Ihrer Arbeit für die Life Science Factory haben Sie täglich die Möglichkeit, die wissenschaftliche Startup Szene aktiv mitzugestalten. Allerdings engagieren Sie sich nicht nur dort, sondern auch als Jurorin für den Durchstarter-Preis des Landes Niedersachsen. Wie haben Sie den Weg in die Jury gefunden?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Genau wie die NBank mit dem Durchstarter-Preis verfolgt auch die Life Science Factory das Ziel, Innovationen in Niedersachsen zu fördern. Da vor allem Gründungen im Life Science Bereich mit hohen Investitionskosten einhergehen und für diese hochinnovativen Projekte mehr Awareness geschaffen werden soll, hat die Life Science Factory sich dazu entschieden, den Life Science Sonderpreis zu sponsern. Innerhalb unseres Teams habe ich als Tech Transfer Managerin den wissenschaftlichen „Hut“ auf und arbeite an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Unternehmensgründung – daher haben mich meine Kolleginnen und Kollegen für die Jury vorgeschlagen.

Was reizt Sie besonders an Ihrer Aufgabe in der Jury?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Mich begeistert es, interessante Innovationen kennenzulernen und mich in neue Fragestellungen hineinzudenken. Vor allem die große Bandbreite der Anwendungsfelder beim Life Science Preis finde ich hier sehr spannend. Bei der Mitarbeit in der Jury reizen mich vor allem die interessanten Diskussionen mit Teams und Jurymitgliedern sowie die Möglichkeit, durch unsere Auswahl Life Science Projekte in den Vordergrund zu bringen, die einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten und unsere Gesellschaft für die Zukunft aufstellen.

Ihre Arbeit wirkt sich nicht nur auf die teilnehmenden Startups aus, deren Einzug ins Finale auch durch Ihre Stimme mitentschieden wird. Welchen positiven Einfluss erhoffen Sie sich für das Land Niedersachsen durch Ihre Arbeit und den Durchstarter-Preis?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Eine gesunde Startup-Kultur ist meiner Meinung nach notwendig, um einen Standort im internationalen Vergleich langfristig wettbewerbsfähig und attraktiv zu machen. Diese Kultur bietet und fördert Niedersachsen bereits durch eine Vielzahl an Initiativen. Jedoch sehen sich Life Science Startups mit vielen Herausforderungen konfrontiert, darunter außergewöhnlich hohe Investitionssummen sowie lange Entwicklungszyklen. Um sie auf diesem Weg zu begleiten, bietet die Life Science Factory als Sparringspartner bedarfsgerechte Unterstützung an. Diesen Gründungsprojekten aus den Lebenswissenschaften über den Durchstarter-Preis Sichtbarkeit in der relevanten Zielgruppe zu geben und sie im Nachgang innerhalb der Community zu vernetzen, halte ich für einen wichtigen Baustein.

Was zeichnet Sie als Jurymitglied aus? Worauf achten Sie bei den Startups besonders?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Als Biochemikerin im sehr interdisziplinären Team der Life Science Factory macht es mir viel Freude, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte auf einfache Weise wiederzugeben bzw. zu vermitteln. So gelingt es mir gut, an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu arbeiten und im Entrepreneurship Kontext beide Sichtweisen miteinander zu vereinen. Neben der wissenschaftlichen Plausibilität und Reife der Technologie achte ich bei Startups außerdem auf die Zusammenstellung und die Diversität des Teams.

Warum braucht Niedersachsen gute Startups?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: Gute Startups machen uns schneller, geben neue Impulse und treiben Innovationen voran. Oftmals sind sie initiiert durch visionäre und inspirierende Persönlichkeiten, die Probleme lösen möchten und einer breiten Masse einen Mehrwert bieten möchten. Insbesondere bei Life Science Startups, die neue Medikamente oder Behandlungsmethoden entwickeln, ist dies der Fall.

Startups helfen uns also dabei, durch die Anwendung neuer Erkenntnisse Herausforderungen besser und schneller zu bewältigen, eine neue, agilere Arbeitskultur zu etablieren und wie bereits genannt, den Standort nachhaltig zu stärken.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, in welcher Branche würden Sie mit einem Startup durchstarten?

Frau Dr. Oesterlin-Meret: In der Biotech-/Pharma-Branche. Manchmal fehlt mir die Pipette in der Hand und das detaillierte Einarbeiten in wissenschaftliche Sachverhalte. Daher ist es toll, dass ich in der Life Science Factory mit so vielen spannenden Projekten aus diesem Bereich in Kontakt komme und ihr Wachstum begleiten kann.

Hintergrundinformationen: Im Rahmen des DurchSTARTer-Preises sucht das Land Niedersachsen in einer Gemeinschaftsinitiative des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, startup.niedersachsen, der NBank und der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) die besten Startups aus Niedersachsen in den vier Kategorien „Newcomer/Scale-up“, „Science Spin-off“, „Life Science“ und „Social Innovation“. Gemeinsam mit der NBank organisiert startup.niedersachsen den Gründungswettbewerb.

Das Interview wurde durch die NBank durchgeführt.

(Bilder: Life Science Factory)