Industrie 4.0, Internet of Things (IoT), Machine Learning – was genau heißt das eigentlich? Wo sich Fachfremde unsicher sind, fühlen sich die Gründer von der Bitmotec GmbH zu Hause und verwandeln komplexe Sensortechnik in benutzerfreundliche Hightech-Helfer, die längst auswerten, während andere noch messen.

Getüftelt hat Dr. Florian Podszus schon immer gern. Mit vier kannte er alle Werkzeuge seines Vaters auswendig. Seinen Mitgründern Christian Just und André Heinke ging es da nicht anders. „Man würde uns vermutlich am treffendsten als Innovationsteam aus Leidenschaft bezeichnen“, meint Podszus, der Geschäftsführer von Bitmotec. Und darauf können die drei sehr stolz sein, denn sie agieren trotz ihrer erst jungen Unternehmensgründung schon jetzt als gut organisierte Problemlöser für Unternehmen aus der Energie-, Logistik- und Produktionsbranche sowie aus dem Maschinen- und Anlagenbau.

Anfang 2019 wurde die Bitmotec GmbH mithilfe des EXIST-Stipendiums des Bundeswirtschaftsministeriums gegründet. Wohlbemerkt die erste finanzielle Unterstützung und mit das erste Kapital für das Startup, das seine Gründung lange schon professionell vorbereitet und Kontakte in die ganze Welt gepflegt hat. „Die professionelle Vorgehensweise kommt aus unserer breiten Berufserfahrung, die wir unter anderem als Geschäftsführer und Projektingenieure in Industrie und Wissenschaft gesammelt haben“, erklärt Podszus. „Das macht uns sehr effizient, da jeder die richtige Rolle in diesem Konstrukt hat.“ Stellt sich die Frage: Welche Probleme lösen die drei Technikfans mit ihrem mittlerweile achtköpfigen Team eigentlich?

Künstliche Intelligenz sorgt für dezentrale Auswertung

Bitmotec macht Kameras und Sensoren smart! Nicht nur in der Industrie kommen immer mehr sehr komplexe Technologien zum Einsatz, um effizienter zu arbeiten. Durch prädiktive Wartung werden beispielsweise Fehler im Ablauf erkannt, bevor ein defektes Bauteil eine komplette Produktionsstraße lahmlegen kann. Doch dazu müssen jede Menge Daten analysiert und richtig interpretiert werden. Dank Bitmotec könnten viele Unternehmen die Komplexität im wahrsten Sinne des Wortes in der Kiste lassen. „Wir bieten einen industrietauglichen IoT-Systembaukasten an, welcher verschiedene Messgrößen (z.B. Kamerabilder und Schwingungsdaten) nicht nur aufnimmt, sondern die Ergebnisse auch gleich bei der Erhebung auswertet“, erklärt Christian Just, der als Technischer Leiter fungiert. Insgesamt sollen sich langfristig über 1.000 unterschiedliche Sensoren (auch von anderen Herstellern) auf einfache Art und Weise zu einem IoT-Gesamtsystem fusionieren lassen. Ein Großteil der Datenanalyse soll dabei dezentral – also sensornah – erfolgen. Daten müssen somit nicht mehr vollständig in einer Cloud gespeichert und anschließend durch eine Software analysiert werden. „Das spart Bandbreite, denn es werden nur relevante Ereignisse wie bestimmte Fehler übermittelt – und auch als solche angezeigt“, beschreibt Just.

Die smarten Sensoren merken, wenn hier etwas nicht nach Plan läuft: Die Wartung von Industrietoren wird mit Bitmotec deutlich leichter, denn dank intelligenter Technik wissen die Betreiber sofort, welche Art Fehler vorliegt und wo er zu finden ist. (Bild: Bitmotec GmbH)

So kann beispielsweise ein Montagesystem mit den bildgebenden Bitmotec-Sensoren ausgestattet werden, die sofort bemerken, wenn ein Teil am falschen Platz sitzt oder sich kleinste Metallsplitter an und zwischen Bauteilen befinden. In einem Bild wird dem entsprechenden Mitarbeiter dann sofort angezeigt, welches Teil eine fehlerhafte Position aufweist – ganz ohne mühsame Auswertung. „Wir verkaufen Funktionalität!“, bringt es Podszus auf den Punkt, „Unsere Lösung lässt sich so leicht bedienen wie ein Smartphone – man muss die Technik dahinter nicht verstehen oder mit einer komplexen Software hantieren.“ Das Basissystem ist überall einsetzbar und kann entsprechend des Einsatzziels angelernt werden. Darüber hinaus befinden sich derzeit ein IoT-3D-Scanner für die Fertigung und eine Augmented Reality (AR)-App in der Entwicklung, mit der die IoT-Live-Sensordaten virtuell mit der realen Umgebung verknüpft werden können.

Bitmotec Freisteller Stapler
IoT-Sensordaten sollen mit realen Umgebungen verknüpft werden und so beispielsweise die Anlagenplanung vereinfachen. Freiflächen in einem Lager könnten effizienter genutzt werden. (Bild: Bitmotec GmbH)

Problem? Dann auf nach Niedersachsen!

Die drei Gründer haben sich vor vielen Jahren am Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) kennengelernt und zusammen geforscht. Auch heute noch sind sie in der Forschung aktiv, stehen in engem Austausch mit Wissenschaftlern wie Prof. Dr.-Ing. Ludger Overmeyer. „Es ist goldwert von der (Lebens-)Erfahrung anderer lernen zu können“, sagt Podszus. André Heinke, der für die Leitung des Vertriebs verantwortlich ist, ergänzt: „Nur so können neue Problemstellungen erkannt und Lösungen dafür entwickelt werden.“

Auch mit dem Starting Business Netzwerk der Leibniz Universität Hannover und Pitch-Events, wie dem Pitch Black von NiedersachsenMetall, hat Bitmotec schon gute Erfahrungen gemacht: „Über Gründernetzwerke und Vorträge kommt man immer mit interessanten Menschen ins Gespräch“, schildert Podszus seine Erfahrungen. Darunter sind oft auch potenzielle Kunden, die ein Problem lösen wollen und merken: In Niedersachsen wird ihnen geholfen. Und das soll auch so bleiben! Denn das Gründerteam fühlt sich auf viele Arten heimisch in Hannover. „Unter anderem findet die wichtigste Industriemesse der Welt hier jährlich statt! Bitmotec ist genau richtig angesiedelt“, schwärmt der gebürtige Niedersachse.

Demnächst soll der Gesellschafterkreis durch Investoren erweitert werden. „Am besten durch Unternehmerinnen und Unternehmer, die genauso gern und leidenschaftlich wie wir Innovationen vorantreiben!“, wünscht sich Podszus. Der wissenschaftliche Hintergrund, die Berufserfahrung aus der Praxis und die Leidenschaft an der Materie haben Bitmotec zu dem gemacht, was es jetzt ist: ein strukturiertes, gut vernetztes junges Unternehmen mit dem Potenzial, die Industrie der Zukunft smarter und benutzerfreundlicher zu machen.

 

(Bild Header: Bitmotec GmbH)