Anastasia Barner, Gründerin von FeMentor, der ersten Reverse-Mentorinnen-Plattform in Europa, zählt zu den jüngsten und einflussreichsten Unternehmerinnen Deutschlands. Als Vertreterin der Generation Z berät sie Unternehmen in den Bereichen Social Media, Medienverhalten und Talentgewinnung. Bekannt wurde sie als internationales TikTok-Gesicht der Deutschen Welle und durch ihre Arbeit als freie Journalistin für namhafte Medien wie Spiegel Online und die Berliner Zeitung. Neben ihrer Rolle als TEDx Speakerin, Moderatorin und Mentorin, unter anderem für das LEX Rocket Startup Camp und die Humboldt-Universität, hat sie bedeutende Auszeichnungen erhalten, darunter den B.Z. Berliner Helden Preis 2019 und den FemTec Award 2020 in der Kategorie Leadership. Zudem wurde sie 2022 als eine der TOP 10 Social Entrepreneurinnen für die German Startup Awards nominiert. Ihre Beiträge und Projekte wurden in zahlreichen Medienformaten wie RBB, ZDFneo und BILD live vorgestellt. Im Interview mit Themenmanager Samir Roshandel erzählt sie von ihren ersten Schritten.

Samir Roshandel: Anastasia, was hat dich dazu bewogen, FeMentor zu gründen?

Anastasia Barner: Als eine der jüngsten Gründerinnen in Deutschland habe ich 2019 FeMentor gegründet, weil damals nur etwa 15 Prozent der Gründerinnen in Deutschland weiblich waren, und dieser Anteil ist in fünf Jahren nur minimal auf 20 Prozent gestiegen. Das war tatsächlich einer meiner Hauptgründe für die Gründung. Es mangelte an Frauen in der Startup-Welt und in anderen Industrien und Branchen.

Samir: Kannst du uns mehr über die Idee hinter FeMentor erzählen?

Anastasia: FeMentor ist Europas erste Reverse-Mentoring-Plattform. Wir ermöglichen es Frauen, kostenlos eine Mentorin zu finden, unabhängig von deren Generation. Das bedeutet, eine Mentorin muss nicht unbedingt älter sein als die Mentee. Man lernt von einer Person aus einer anderen Generation, was uns sehr wichtig ist.

Samir: Wie kamst du auf die Idee des Reverse-Mentorings?

Anastasia: Beim klassischen Mentoring ist der Mentor älter als die Mentee. Es gibt ein Gefälle: Die erfahrenere Person gibt ihr Wissen an die jüngere weiter. Beim Reverse-Mentoring heben wir dieses Gefälle auf. Mentor und Mentee lernen voneinander und begegnen sich auf Augenhöhe. Beide haben Wissen zu teilen, unabhängig vom Altersunterschied.

Samir: Wie hast du die Gründung erlebt?

Anastasia: Es war wirklich herausfordernd. Ich würde sagen, jeder kennt diesen Nike-Werbespot: ‘Just do it.’ Und genau das war meine Gründungsgeschichte. Ich gründete eher naiv. Ich wusste nicht, worauf ich mich einließ. Ich wusste auch nicht, wie man einen Co-Founder findet oder ein Unternehmen aufbaut. Deshalb habe ich es einfach allein gemacht. Vieles war mir nicht klar, und ich habe mir das meiste über Google beigebracht. Als ich ein Angebot von 200.000 Euro für die Erstellung einer App erhielt, war ich schockiert, weil ich so viel Geld nicht hatte. Stattdessen ließ ich eine Webseite erstellen, und am ersten Tag, als wir online gingen, gewannen wir sogar einen Preis. Das war ein großes Glück, weil das Preisgeld uns finanziell sehr half.

Samir: Kam deine unternehmerische Ader von deiner Familie?

Anastasia: Meine Mutter hat sich kurz nach meiner Geburt selbstständig gemacht und eine eigene PR-Agentur gegründet. Sie hat mich voll unterstützt, und ich durfte sogar ihr Netzwerk nutzen, um FeMentor aufzubauen. Zum meinem 18. Geburtstag schenkte sie mir ein kleines grünes Kontaktbuch, in dem ihre gesamten beruflichen Netzwerke der letzten 30 Jahre verzeichnet waren. Das war unglaublich wertvoll für den Aufbau von FeMentor.

Samir: Wie hat deine Schulzeit deine heutige Karriere als Gründerin beeinflusst, insbesondere da du ursprünglich ganz andere Berufswünsche hattest?

Anastasia: In der Schule war das Thema Gründung oder Entrepreneurship nie wirklich präsent. Ich wollte eigentlich Journalistin werden, oder Schauspielerin, oder sogar Prinzessin, als ich sechs Jahre alt war. Gründerin zu werden, war damals kein Berufswunsch für mich. In der Schule hatte ich auch keinen Unterricht in Wirtschaft oder Gründung – gar nichts in dieser Richtung. Ich war im Deutsch-Leistungskurs, weil ich Journalismus interessant fand, und engagierte mich in der Schülerzeitung. Ich war auch im Handvolleyball-Team und Klassensprecherin. Das waren wohl meine ersten Erfahrungen in führenden Rollen, die mir später unbewusst geholfen haben, meine Führungsqualitäten als Unternehmerin zu entwickeln.

Samir: Welchen Rat würdest du jungen Gründern geben?

Anastasia: Mein Appell an alle, die gründen wollen, lautet: Lasst euch nicht stressen. Wenn ihr den Drang habt zu gründen, dann tut es. Aber setzt euch nicht unter Druck, es zu früh zu tun. Ich habe mit 20 gegründet, und ehrlich gesagt, hätte ich manchmal gerne andere Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel wäre ich gerne zur Universität gegangen, um ein normales Studienleben zu erleben. Genießt eure Studienzeit und gründet danach. Einfach machen.

Samir: Abschließend – gibt es Ressourcen, die du jungen Gründern empfehlen kannst?

Anastasia: Natürlich. Abgesehen von meinem eigenen Buch ‘Gegründet, Startup, Szene uncovered’, empfehle ich den Podcast von Lea-Sophie Cramer und Verena Pausder. Er bietet wertvolle Einblicke von erfolgreichen Gründerinnen. Ein weiterer Tipp ist, frühzeitig ein Netzwerk aufzubauen, denn ein Netzwerk ist euer Networth. Es ist nicht nur beruflich von Vorteil, sondern bereichert auch persönlich das Leben.